Resilienz – und Risikofaktoren beim Fibromyalgiesyndrom: Autoimmunität und Copingstrategien
Beispiele zweier Prototypen aus den Subgruppen (cluster) von Fibromyalgie-Patientinnen mit hypothetisch wirksamen personalisierten Behandlungsstrategien. (modifiziert nach Braun et al. Clustering fibromyalgia patients: A combination of psychosocial and somatic factors leads to resilient coping in a subgroup of fibromyalgia patients. PLoS One 2020;15:e0243806.
Das Fibromyalgiesyndrom (FMS) als eine chronische Schmerzerkrankung kann mit erheblichen Einschränkungen und vielfältigen Belastungen einhergehen. Die Auswirkungen der Erkrankung auf das (Er-)Leben der einzelnen Personen stellen sich als sehr individuell und heterogen dar. Das Verständnis von Ätiologie und Pathogenese ist nach wie vor unzureichend. Hieraus resultiert u.a. das Fehlen effektiver Therapiemöglichkeiten zur Behandlung der auftretenden Beschwerden und Belastungen.
In einer vorherigen Arbeit aus dem Promotionsschwerpunkt (Stipendiatin Alexandra Braun) wurden verschiedene Coping-Muster bei Patientinnen und Patienten mit FMS identifiziert und in einer Clusteranalyse aufgearbeitet. Unter den vier statistisch differenten Clustern fielen u.a. der „resiliente“ Cluster mit erfolgreichen Copingstrategien und der „vulnerable“ Cluster mit ausgeprägter affektiver Beteiligung auf.
In den letzten Jahren wurden zudem zahlreiche somatische Faktoren gefunden, die zum FMS beitragen, wie eine Struktur- und Funktionsstörung der peripheren Nozizeptoren, Veränderungen der Gehirnstruktur und -verbindungen (untersucht durch Stipendiat Hans-Christoph Aster) sowie entzündliche und autoimmune Faktoren. In Analogie zu bekannten Autoimmunerkrankungen ist anzunehmen, dass autoimmune Faktoren bei Frauen häufiger vorhanden sind als bei Männern. Ferner prägen frühkindliche Traumaerfahrungen, die bei FMS-Patientinnen überzufällig häufig sind, das Immunsystem.
Auch wenn immer mehr „Puzzleteile“ im Sinne eines biopsychosozialen Verstehenszugangs identifiziert werden können, sind viele Fragen offen. Somit ist und bleibt das FMS eine Herausforderung in Diagnostik und Therapie. Hier wird das Projekt ansetzen: aufbauend auf diesen Ergebnissen sollen gezielt Resilienzfaktoren und Copingstrategien von Frauen und Männern mit FMS verglichen und Ansätze für personalisierte Therapien entwickelt werden. Zudem sollen bei den Patientinnen und Patienten Parameter der Immunaktivierung untersucht werden.
Im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsansatzes soll das Projekt somit auch einen Beitrag zum Verständnis von Geschlechtsunterschieden leisten. Ziel ist es, weiterführende Resilienz- und Risikofaktoren aufzudecken, pathogenetische ebenso wie salutogenetische Wirkzusammenhänge zu klären und das Zusammenspiel verschiedener biologischer, psychologischer und sozialer Faktoren zu verstehen.
Betreuerin:
Frau Prof. Dr. Claudia Sommer
Stipendiatin:
Frau Fiona Dewender, M.Sc.