Wie beeinflusst die Artikulation des Schmerzes das Verhältnis zum eigenen Körper?

 

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Wikipedia
August Bernhard Rave (Hrsg.):
„Gaspare Traversi. Heiterkeit im Schatten“.
Ausstellungskatalog, Staatsgalerie Stuttgart 2003.

Einen Schmerz zur Sprache bringen zu können setzt voraus, sich von der Überwältigung durch den Schmerzeindruck distanzieren zu können.  Eigenes Leiden zu artikulierens ist ein wichtiger Schritt zur Entwicklung von Resilienz. Um zu verstehen, wie Geistiges und Körperliches im Umgang mit eigener Erfahrung und in Formen menschlichen Ausdrucks zusammenwirken, dazu bietet das Modell der Verkörperung (embodiment), das der Philosophie und der Kognitionswissenschaft entnommen ist, einen vielversprechenden Ansatz. Die geistige Welt, an der Menschen teilhaben und die sie zum Ausdruck bringen., ist physisch, soziokulturell und medial verkörpert. Menschliches Leben vollzieht sich in ständiger Wechselwirkung zwischen Geistigem und Körperlichem.

Während leibphänomenologische Ansätze in Theologie und Medizinethik bereits vielfach rezipiert werden, ist die theologische Reflexion auf die Dimension der Verkörperung als drittem Bereich zwischen physiologischen Kausalzusammenhängen und leibphänomenologischem Selbstverstehen ein Desiderat.

In diesem religionsphilosophischen Projekt sollen Konzepte der Verkörperung auf Fragestellungen theologischer Anthropologie bezogen werden. Diese zweifache Perspektive auf das Verhältnis zum Körper und sein Erleben zielt darauf, ein analytisches Instrumentarium zu entwickeln, das verstehbar macht, wie es Menschen gelingt, beispielsweise chronischen Schmerz in die eigene Lebensführung zu integrieren. Möglicherweise stellt die (religiöse) Artikulation von Erfahrung ein Drittes dar zwischen einer funktionalisierenden Verfügung über den eigenen Körper und resignativem Erleiden.

Dieses Projekt eröffnet interessante interdisziplinäre Schnittstellen. Es ist damit zu rechnen, dass sich Berührungen zu psychologischen coping-Strategien ergeben. Auch medizinethisch ist die verfolgte Fragestellungs von Belang, um die Faktoren transparent zu machen, die die Entscheidung des Patienten für oder gegen bestimmte Therapieformen beeinflussen.

Modifikationen der Themenstellung sind im Rahmen dieses Projekts möglich. Sollten Sie hierzu Vorschläge oder Rückfragen haben, dann kontaktieren Sie Herrn Prof. Dr. Th. Wabel.